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Sorgenbuch gerettet

In diesem Jahr begeht unsere Stadt ihr 875-jähriges Jubiläum. Das ist vielen bekannt. Das auch unsere Stadtbibliothek wertvolle Schätze aus dieser langjährigen Stadtgeschichte beherbergt, ist weniger bekannt. Die Geschichte des historischen Buchbestandes beginnt bereits mit der Klosterbibliothek des 1136 gegründeten Benediktinerklosters.

Auch die Franziskanermönche trugen zur Erweiterung der Buchbestände bei. Herbe Einschnitte brachte die Reformation, in deren Folge große Teile der Klosterbibliothek an die Universität Leipzig übergeben wurden. Ein kleinerer Teil der Bestände verblieb in Chemnitz und gelangte vermutlich in die Obhut der im 14. Jahrhundert gegründeten Lateinschule. Über Umwege gelangten die Bücher schließlich in den Besitz der 1869 gegründeten Stadtbibliothek. Näheres erfährt man in dem Katalogband „Kostbarkeiten der Stadtbibliothek Chemnitz“ aus dem Jahr 2008. Leider stehen für die Restaurierung dieser historischen Bestände keinerlei städtische Haushaltsmittel zur Verfügung. Aus diesem Grund hat es sich der Verein „Förderer der Stadtbibliothek e. V.“ mit seinem Projekt „Buchpaten gesucht“ zur Aufgabe gemacht, Unterstützung bei der Restaurierung der ca. 6.200 wertvollen Handschriften, Inkunabeln und Buchdrucke des 16. - 18. Jahrhunderts zu leisten. Da auch wir in unseren genossenschaftlichen Beständen auf langfristige Werterhaltung achten, wollten wir mit unserem Beitrag für das stadtgeschichtliche Jubiläum ebenso verfahren und haben uns entschlossen, die Restaurierung eines historischen Druckes von Johannes Vögelin aus dem Jahr 1569 zu unterstützen. Der Titel des Buches lautet „Rerum Misnicarum libri VII“ und entstammt der Feder des in Chemnitz geborenen Georg Fabricius, der damit entscheidende Impulse für die sächsische Geschichtsschreibung gab. Übrigens ist nach diesem von Kaiser Maximilian II. als „poeta laureatus“ ausgezeichneten Gelehrten in Chemnitz noch heute Frau Schumann mit dem erneuerten Werk die Fabriciusstraße benannt. Das Buch war von Insektenfraß, abgerissenen Buchschnallen und einer sich auflösenden Bindung gezeichnet. Am 25.10.2018 war es dann soweit. Frisch restauriert konnten Curt Bertram (Vorsitzender des Fördervereins), Elke Beer (Direktorin der Stadtbibliothek) und Denis Keil (Vorstand der Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft eG) das wertvolle Buch wieder in die Hände von Frau Sabine Schumann übergeben, die für den historischen Buchbestand der Stadtbibliothek verantwortlich ist. Das Werk wird im kommenden Jahr in der Ausstellung „Agricola und seine Weggefährten“ öffentlich präsentiert werden. Wer sich für das Projekt „Buchpaten gesucht“ interessiert, findet weitere Informationen und vor allen Dingen weitere Sorgenbücher, die auf Hilfe warten unter www.foerdervereinstadtbibliothek-chemnitz.de.